Heute muss ich euch was erzählen, was mir die Pumpe hat höher hat schlagen lassen.
Von Anfang an
Heute Vormittag haben wir – d.h. Lehrlingshund, Baby und ich – eine Trainingsrunde gemacht und weil das so gut lief, habe ich mich dazu entschlossen am Nachmittag einen „normalen Hundespaziergang“ zu machen. So weit so gut.
Ich habe also am Nachmittag gegen 15 Uhr mein Tässlein Tee geschlürft, mich gemütlich angezogen und los ging es mit meinen zwei Kleinen durch Schnee und Matsch zum Wald.
Aktuell lernt Uno fleißig das Spazierengehen mit Maulkorb, damit er von der neuen Besitzerin vor Giftködern geschützt werden kann.
Der Weg zum Wald ist dann eben doch wieder Training, aber Uno macht das schon ganz gut.
Also 100m mit dem Maulkorb laufen geschafft, dann über die Gleise, denn bei uns fährt eine kleine Bimmelbahn, und dann eeeeendlich Auslauf. Uno kann es kaum abwarten, dass sein Spielzeug durch die Luft fliegt.
Gemütlich stapfen wir unsere Runde, auf dem Rückweg übten wir noch Sitz und Platz auf Distanz – wobei ich die Zeitdauer heimlich etwas gekürzt habe, weil so lange ja niemand gern auf dem eisigen Boden liegen möchte. 😉
Auf den letzten 100 Metern am Bahngleis entlang war Uno wieder angeleint – denn ich weiß nie ganz genau, wann der Zug fährt und ich weiß auch nicht genau, wann die Rehe hier kreuzen… Und weil Uno heute so easy-peacy alles so toll macht, habe ich überlegt ihn nochmal ein Stück bis zum Gleisübergang mit Maulkorb zu führen.
Es lief wieder toll und er ging so, als wäre nichts, bis uns plötzlich ein Hubschrauber entgegenflog…
Ja, natürlich war der Hubschrauber in der Höhe – von gefühlten 50m, es waren aber sicher 150m oder mehr. Genau parallel zum Gleis flog er in der Höhe und sobald wir beide ihn erblickten, nahm ich Uno den Maulkorb schnell ab und gab ihm ein Leckerli, um jetzt keine saublöde Verknüpfung zwischen Maulkorb und Hubschrauber zu provozieren.
Soweit war das Luftraumschiff auch ok für ihn. Doch dann: Der Hubschrauber kam noch tiefer, Uno duckte sich, zog an der Leine leicht nach vorne weg, und ganz ehrlich: Richtig wohl fühlte ich mich auch nicht dabei.
Ich ging möglichst gelassen weiter und fütterte Uno, sobald er ruhig neben mir gehen konnte, um mit dem Monster der Lüfte doch noch ein paar gute Gefühle zu verknüpfen.
Doch dann drehte der Hubschrauber in der Luft auch noch um, kam NOCH tiefer und als dann sogar der Luftzug durch die Bäume strich und etwas Dreck aufgewirbelt wurde, überkam auch mich ein echt ungutes Gefühl und Fluchtgedanken, die ich mühevoll untderdrückte, um jetzt keine Panik zu erzeugen.
Während ich mein Herz stärker klopfen spürte, schaute ich einfach zu, dass wir uns noch zügiger entfernten. Ich wusste ja, dass der Hubschrauber hier nicht landen konnte, aber wer weiß, ob die gerade abstürzen oder was sonst passiert. Es kam mir einfach sehr seltsam vor.
Während wir uns entfernten drehte der Hubschrauber endlich ab. Wir gingen wieder in Ruhe weiter nach Hause. Jegliche Übungsideen waren für mich nun abgeschlossen. Jetzt wollte ich erstmal das ich mich und Uno sich von dem Schreck erholen konnten.
Später erfuhr ich, dass das ein Polizeihubschrauber war, der wohl eine vermisste Person suchte…
Funktion von Hundeverhalten
Nach diesem Erlebnis ist mir wieder aufgegangen wie wichtig es ist, gerade bei Angstverhalten immer nach der Funktion des Verhaltens zu suchen.
Heute war die Funktion: Abstand gewinnen. …und zwar so schnell es geht!!!
Kein Ferrero Rocher der Welt hätte mir den Hubschrauber heute angenehm gemacht. Naja, vielleicht ein bisschen erträglicher, aber richtig aufatmen konnte ich erst, als ich einfach weit weg vom Hubschrauber sein durfte.
Und genauso geht es unseren Hunden auch oft. Wir können mit Würstchen oder Keksen zwar die Stimmung etwas hochhalten und den Hund ein wenig durch das Kauen entspannen, jedoch hilft oft nur das, was der Hund als Funktion sucht, häufig sind das:
Jemanden oder etwas auf Abstand halten oder sich selbst entfernen können, eine Ressource behalten oder gewinnen.
Nun bekomme auch ich noch ein paar Bahlsen Plätzchen, während ich hier tippe und in meiner Zuhause-Höhle meine Sicherheit vor Hubschraubern genieße.