Wie du deinem Hund den Stress mit der Impulskontrolle nehmen kannst

Insbesondere geht es um die Arbeit an der Impulskontrolle mit Hunden, die sich mit der Impulskontrolle sehr schwer tun und dadurch schnell und oft Frust erleben.
Das ist dann z.B. der Fall, wenn

  • dein Hund oft und schnell impulsiv reagiert, wo es unangebracht ist und er sich insgesamt nicht gut selbst beherrschen kann.
  • dein Hund ein unerwünschtes Aggressionsverhalten zeigt (vielleicht auch schon Hunde oder Menschen gebissen hat)
  • du das Gefühl hast, dass dein Hund ständig im Stress ist. Das erkennst du z.B. daran, dass dein Hund unruhiges Umherlaufen, Jaulen, Stresshecheln (mit weit nach hinten gezogenen Lefzen) zeigt. (Stress kann allerdings auch dann bei deinem Hund bestehen, wenn dein Hund in sich gekehrt wirkt, reinpinkelt oder andere Symptome zeigt.)

Was mache ich nun, wenn ich einen kleinen oder großen aufbrausenden Hund habe, der sich selbst kaum beherrschen oder kontrollieren kann? Mache ich mit ihm von Früh bis Spät Impulskontrollübungen? Wird das zur Verbesserung seines Verhaltens beitragen?
Die Antwort lautet ganz klar: NEIN!!

Was mache ich stattdessen? Da dein Hund anscheinend vom Alltag allein schon sehr angeregt ist, solltest du sofort alle Situationen, die Impulskontrolle erfordern in alltäglichen Situationen so weit wie es geht reduzieren!
Handlungsmöglichkeiten für dich sind in diesem Fall unter anderem:

  • Den Hund an der Schleppleine Gassi führen (Ende der Leine in der Hand) – So hat dein Hund nicht den Stress sich zurückzuhalten zu müssen, wenn er äußeren Reizen, wie Vögeln, Hunden, Menschen oder einem fliegendem Fußball begegnet. Du hast ihm die Entscheidung abgenommen, d.h. dein Hund weiß, er kann dem Reiz jetzt nicht erliegen und geht daran lockerer vorbei, als ohne Leine. (Das ist so, wie wenn die Mutti die Schokoladenriegel ganz oben im Schrank verstaut, damit die Kinder nicht drankommen können anstatt die Schokolade auf den Tisch zu legen und zu sagen, “du darfst jetzt aber nicht naschen” und dann dem Kind den Hintern zu versohlen, wenn es doch genascht hat.) 😉
  • Den Hund an die Box gewöhnen – Auch hierbei gewinnt der Hund mit der Hundbox einen Ruheort, der genutzt werden kann, wenn bspw. Besuch nach Hause kommt. Dann muss sich dein Hund wiederum nicht beherrschen zur Tür zu stürzen, sondern er bleibt in der geschlossenen Box und kann sich tatsächlich sogar erholen, weil er nicht das Gefühl hat, eingreifen zu müssen.
  • Impulskontrollübungen auf das wichtigste Thema beschränken – Ganz wichtig ist es bei einem Hund, der sich kaum beherrschen kann, langsam und schrittweise Übungen zur Ausweitung der Frustrationstoleranz zu machen, sodass der Hund sich in den wichtigen, relevanten Situationen tatsächlich noch konzentrieren kann. Denn ein Hund, der vor jeder Tür sitzen und abwarten muss, dann Platz und Bleib auf dem Körbchen machen muss, wenn Besucher kommen und dann auch noch den anderen Hunden widerstehen soll, der “platzt” irgendwann… Und das ist ganz normal, weil er seine Frustrationstoleranz eben noch entwickeln muss.

Einschränkung ist Zugewinn!
Ganz interessant ist unter Beachtung dieser Punkte zu erkennen, wie sehr die für uns als Mensch gefühlten Einschränkungen für den Hund zu Entspannung führen, da weniger innere Anspannung erzeugt wird und er sich letztendlich sogar erholen kann. Wer hätte das gedacht?!

 Wenn du jetzt denkst, dein Hund muss kaum Frust ertragen, dann hier noch ein paar Beispiele, in denen dein Hund regelmäßig Impulskontrolle ausübt:
Jedes Mal, wenn dein Hund sich in jeglicher Belange zurücknimmt, die ihn interessieren, z.B.

  • er zu dir auf dein Rufen kommt, obwohl weiter hinten ein für deinen Hund interessanter anderer Hund läuft.
  • er generell auf deine Signale, wie Hier, Sitz-Bleib oder Platz-Bleib, insb. unter Ablenkung reagiert
  • er nicht auf das Bett hüpft
  • er dein Wurstbrot auf dem Esstisch belässt
  • er dem Vogel nicht nachspurtet

PUuuuuhhh, Wahnsinn, was unsere Hunde so über den Tag alles ertragen müssen und dann auch noch zusätzlich brav alle Signale befolgen sollen. Denke bitte daran: Dein Hund macht dabei einen echt guten Job! Eben genau so gut, wie er es für sein Alter, mit seinen Anlagen und seiner Erziehung im aktuellen Moment leisten kann.