Heute möchte ich dir von meinem Besuch beim Erste Hilfe Kurs für Haustierbesitzer erzählen. Dieser wurde von der Tierrettung UNA Union für das Leben e.V. durchgeführt. Mir ist dieser Verein erst seit kürzerer Zeit bekannt und das hat mich irgendwie schockiert, da ich mich schon lange und mit so vielen Themen rund um den Hund beschäftigt habe, doch nur ansatzweise ein paar Dinge rund um die Erste Hilfe beim Hund «aufgefangen» habe. Dass das Thema so nebenher mal einfließt führt allerdings auch dazu, dass doch so einiger Unsinn verbreitet wird, der dem Tier wohl eher schadet, als hilft. Darum jetzt ein paar Einblicke in die Erste Hilfe beim Hund bzw. die Anregung für dich, auch mal einen Erste Hilfe Kurs für den Hund zu besuchen.

Gerade bei Notfällen mit Tieren ist es besonders wichtig, Ruhe zu bewahren! – Das sagt sich immer so einfach, doch gerade bei verletzten Tieren ist Vorsicht geboten, da diese vor Schmerzen unter anderem sehr wehrhaft sein können. Ein weiteres Gebot lautet: Eigensicherung! Dies gilt zum einen hinsichtlich des Tieres, z.B. Sicherung, sodass es einen nicht beißen kann und zum anderen gilt dies für die Sicherung am Unfallort. Ist die Straße sicher? Kann ich mich beim Helfen selbst verletzen und in Gefahr kommen?

Bei Notfällen mit Tieren, die noch laufen können gilt es, diese festzuhalten. Hierzu kannst du mit einer vorgefertigten einfachen Schlaufe (z.B. mit dem Gürtel oder einem Seil) das Tier anbinden. Doch auch hierbei vorsichtig nähern, damit du dich selbst nicht in Gefahr begibst.

Einem fremden Hund kannst du zusätzlich ein Schnauzband anlegen. Dazu eine Schlaufe mit der Mullbinde oder einem Verband vorbereiten und über das Maul streifen und festziehen. Wichtig: Das Band wird über dem Nasenrücken das letzte Mal verknotet, bevor es etwas in Richtung Brust gezogen und hinter dem Kopf nochmal verbunden wird. So kann der Hund das Band nicht abstreifen.

Bei Wildunfällen gilt: Am Unfallort bleiben, das Tier bei Möglichkeit anbinden, bzw. beobachten, wo es hin verschwunden ist und die Polizei rufen. Anderenfalls ist es Fahrerflucht, – auch dann, wenn man es später vielleicht noch meldet! Zudem zahlt auch die Kfz-Versicherung nur Wildschäden, die polizeilich gemeldet wurden. Wildtiere dürfen NIEMALS mit nach Hause genommen werden, ganz egal, ob man das Tier dort gesund pflegen oder braten möchte… (Wilderei)

Die Sanitäter von UNA haben uns viele spannende Geschichten erzählt, u.a. von wilden Greifvögeln, Rehen, Wildschweinen und Füchsen, die regelmäßig aus Haushalten abgeholt werden!! Leider kommt es dann auch manchmal dazu, dass das Wildtier ein Haustier tötet oder Menschen böse verletzt, sobald es wieder fit ist. Neben den Wildtieren des Waldes sammeln die Tierretter sogar auch regelmäßig Giftschlangen ein! Auch exotische Giftschlangen können hierzulande günstig erworben werden. Wenn die kleinen Tierchen dann größer werden, werden sie leider oft irgendwo im Freien «entsorgt». Dazu war eine Aussage des Tierretters, dass er lieber Giftschlangen, als Katzen abholt! Katzen seien bei Notfällen außergewöhnlich aggressiv und beißen z.T. noch im Sterben zu.

Ist ein Hund oder eine Katze in Not, können diese mit nach Hause genommen werden. Allerdings müssen die Tierarztkosten im ersten Schritt selbst bezahlt werden. Erst im zweiten Schritt kann man sich die Kosten beim Tiereigentümer wiederholen – insoweit dieser gefunden wird. Teilweise übernehmen auch die Tierärzte die Behandlungskosten, wenn es ein Fundtier ist und holen sich das Geld dann wieder beim Eigentümer. Wenn du die Tierrettung UNA zum Notfall rufst, kannst du dem Tier helfen und bist aus dem Kostenthema draußen.

Im Notfall kannst du die bundesweite Tierrettungsleitstelle anrufen: 24 h Notruf: 0700 – 952 952 95 (12 Cent/Min.) oder 01578 – 49 952 95. Diese melden den Notfall auch bei der Polizei und rufen ggf. auch die Feuerwehr und das Rote Kreuz an!

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Um ein bewusstloses Tier aus der Gefahrenzone (z.B. Straße) zu holen, sollte man darauf achten, dass dabei die Wirbelsäule nicht verbogen wird. Kleine Tiere, wie Katzen, können z.B. auf einem großen Küchenbrett transportiert werden. Ein größerer Hund kann auf einer vorsichtig darunter geschobenen Decke mit zwei oder mehreren Personen getragen werden. Dabei wird die Decke schon beim Anheben von allen Seiten her so gespannt, dass der Hund möglichst gerade darauf liegt.

Erst wenn das Tier (und der Retter!) in Sicherheit sind und der Notruf abgesetzt wurde, kann mit der Ersten Hilfe begonnen werden

Erste Hilfe für deinen Hund

  1. Vitalzeichen prüfen

Puls ca. 80-120 / Minute (Je größer der Hund, desto weniger) Der Puls wird im Oberschenkel mit zwei, drei Fingern erfühlt (siehe Bild.)

IMG_4687Atmung ca. 20-50 / Minute (Je größer der Hund, desto weniger) Ob ein Hund noch atmet, kannst du an der Bewegung des Brustkorbs sehen, an der Schnauze hören oder mit einer Hand auf dem Brustkorb spüren.

Temperatur 37,5 – 38,5° Die Temperatur sollte beim Hund rektal gemessen werden. Dazu gab uns das UNA-Team den Hinweis keine alten Thermometer mit Quecksilber zu verwenden!

Kapillare Rückfüllzeit 1-3 Sekunden Die Kapillare Rückfüllzeit kann gemessen werden, indem du einmal aufs rosige Zahnfleisch drückst und die Sekunden zählst, bis der weiße Fleck sich wieder mit Blut gefüllt hat.

2. Hals überstrecken

Genauso wie beim Menschen schwebt ein bewusstloser Hund in der Gefahr, an seinem Erbrochenen zu ersticken. Auch hier gilt also den Hals vorsichtig überstrecken, die Zunge herausziehen und Reste aus dem Maul (z.B. mit Einmalhandschuhen) herausholen.

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3. Wiederbelebung

Sollte der Hund keine Atmung und keinen Puls aufweisen, muss er wiederbelebt werden. Das ist ganz ähnlich, wie beim Menschen, wobei es keine so starre Regelung für die Herzmassage gibt. Die zwei Helfer/innen sollten sich einigen und dann z.B. 15-2 (15 x Herzmassage und 2 x beatmen) oder 30-3 ausmachen und dann mit der Herzmassage starten.

Das Herz des Hundes ist ebenso wie bei uns, etwas mehr auf der linken Brustseite. Um das Herz richtig reanimieren zu können, legst du den Hund auf seine rechte Seite (falls er nicht bereits mit rechts auf der Seite liegt) und drehst ihn so ca. 45° schräg mit seinen Beinen auf deine Oberschenkel. Wenn du jetzt mit dem Oberkörper hochgehst, kannst du das Herz mit den ausgestreckten Armen massieren. Im Bild siehst du, wie es gemeint ist. 😉

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Bei der Beatmung wird das Maul mit der Hand zugedrückt und die Hundenase mit dem Mund umschlossen und beatmet. Für die Beatmung kannst du ein Taschentuch oder Zewa auf die Nase legen, wenn du magst. Wichtig dabei ist, dass die Hand, die das Maul zuhält nicht den Nasenrücken abdrückt, denn dort ist der Atemkanal der Nase und die Beatmung wäre umsonst. Beim Beatmen auf die Brust des Hundes achten. Hebt sich der Brustkorb? Kommt der Sauerstoff an?

Die Magendrehung

Die Magendrehung ist ein höchst brisanter Notfall! Es gibt verschiedene Dinge, die eine Magendrehung begünstigen, z.B. Spielen nach dem Fressen oder sehr viel Wasser trinken auf einmal. Allerdings gibt es so viele Fälle, bei denen eine Magendrehung einfach so entsteht, ohne dass man wirklich viel hätte verhindern können. Dabei dreht sich der Magen so, dass der Magenaus- und -eingang abgeschnürt sind, sodass das abgedrückte Gewebe abstirbt, insoweit der Zustand nicht verändert wird. Du kannst eine Magendrehung daran erkennen, dass dein Hund stark speichelt, sich versucht zu erbrechen, aber nichts herauskommt, der Bauch anschwillt (Trommelbauch, d.h. wenn du daran klopfst, klingt es hohl) und sich lang macht, dabei aber doch etwas gekrümmt ist, um gut Luft zu bekommen, aber dennoch den Magenschmerz zu lindern.

Es gibt immer noch die Gerüchte, man könnte den Magen «zurückdrehen» oder mit einer Lochnadel das Gas herauslassen usw… Von all diesen Dingen ist dringendst abzuraten, da sie dem Tier nicht helfen! Zum Beispiel weiß man ja nicht, in welche Richtung der Magen verdreht ist und selbst dann kann durch das Drehen des Hundes auch nicht gleichzeitig der Magen gedreht werden. (Sonst hätte jeder Hund, der sich im Gras wälzt, sofort eine Magendrehung…) Genauso ist es Unsinn eine Lochnadel in den Magen zu stechen. Zum einen funktioniert es wohl gar nicht, dass Gas ausgelassen werden kann und zum anderen ist das Absterben des Gewebes das größere Problem, nicht das Aufgasen des Magens. Hier kannst du noch mehr zur Magendrehung beim Hund lesen.

Die Rettung des Tieres muss in den ersten zwei Stunden passieren, sonst besteht kaum eine Hoffnung den Hund mit einer Not-OP zu retten! So schnell wie es geht sollte der Hund zum Tierarzt transportiert werden. Unbedingt den Tierarzt vorher anrufen, ob er da ist und die notwendige OP durchführen kann, damit keine lebensrettende Zeit vergeudet wird!!!
Beim Transport kann der Hund stehen oder liegen, so wie er es gerade braucht.

Der Verband für das Ohr

Das verletzte Ohr wird auf den Kopf geklappt und um den Kopf herum eingewickelt. Beim unverletzten Ohr geht der Verband davor und dahinter entlang. So wird der Verband stabiler und rutscht weniger leicht ab.

Fremdkörper aus dem Maul entfernen

Grundsätzlich sollte man bei Fremdkörpern im Hund immer den Tierarzt konsultieren. Sollte der Hund aber einen Gegenstand im Hals stecken haben, der ihn beim Atmen hindert, muss gehandelt werden, da er sonst erstickt. Wenn du einen Fremdkörper entfernen musst, da es sonst keine Chance für das Tier gibt, kannst du folgende Technik mit einem zweiten Helfer nutzen. Zwei Bänder (Verbandmaterial/Mullbinde o.ä.) ins Maul schieben und hinter den Fangzähnen nach oben und unten aufhalten. Diejenige Person, die das Tier besser kennt, greift in das Maul, um den Fremdkörper zu entfernen. Es gibt auch sogenannte Beißkeile, die wie eine Sperre im Maul zwischen zwei Fangzähnen das Maul aufhalten.

Fang offenhalten

Bei Hitzschlag und Verkühlung

Anzeichen eines Hitzschlags sind verdickter Speichel (zäh, wie Uhu) und die Zunge wird Himbeer-rot. Bei Unterkühlung ist die Körpertemperatur bei 36° oder weniger. Vitalzeichen prüfen (siehe oben) und bei Abweichungen in beiden Fällen den Tierarzt zügig zu Rate ziehen. Es gilt in beiden Fällen das Tier ganz langsam aufzuwärmen bzw. abzukühlen!!

Bei Blutungen

Bei Blutungen einen Verband oder ggf. einen Druckverband anlegen. Niemals Abbinden von Gliedmaßen. Dabei stirbt oft mehr Gewebe ab, als nötig, um das Tier zu retten. Ggf. mit der Hand die Arterie an Arm oder Bein abdrücken.

Bei Vergiftungen

In diesem Fall unbedingt Erbrochenes oder das eingenomme Giftmittel mit Hund einpacken und zum Tierarzt fahren! Dabei sollte der Hund möglichst wenig bewegt werden, um den Kreislauf nicht anzukurbeln, wodurch das Gift noch schneller zu den Organen gelangt. Es dauert ca. 20 Minuten bis das Gift bei den Organen ankommt, das heißt, es ist Eile geboten!

Für Hunde sind u.a. Schokolade, Trauben, Rosinen, Walnüsse und noch einige andere Lebensmittel pures Gift. Auch in «geringen Dosen» können die Tiere so langsam vergiftet werden und es kann zu einem frühen Tod, z.B. durch Leberversagen, führen. Darüber hinaus sollten Wasch- und Putzmittel immer so aufbewahrt werden, sodass Tiere (wie auch Kinder) nicht in die Nähe kommen können, wenn sie mal unbeaufsichtigt sind.

Übrigens: 95-99% aller Vergiftungen passieren im Haushalt! Nur ein sehr geringer Prozentsatz von Vergiftungsunfällen ist auf Giftköder zurückzuführen!

Die Hausapotheke für den Hund

Laut unseren UNA-Experten, die schon fast jede Haustierapotheke getestet haben, sollte jeder eine individuelle Notfalltasche für sein Haustier zusammenstellen. Schon allein, wenn man an Verbände denkt, wird klar, dass eine Dogge etwas andere Verbandsgrößen braucht, als ein Chihuahua. Hier die Liste, die du individuell prüfen kannst:

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Wenn du Interesse hast, dann melde dich doch einfach beim «UNA-Team«. Du kannst dich dort sogar als Tiernothelfer engagieren oder dich tiefergehend ausbilden lassen. Wenn du eine kleine Gruppe z.B. im Hundeverein zusammentrommelst, kommt das UNA-Team sogar zu euch gefahren und macht den Erste Hilfe Kurs mit euch. Du kannst unter kontakt@tierrettungsdienst.eu nachfragen. Meine Teilnahme hat nur 25 Euro gekostet und dauerte fünf Stunden. Eine günstige Investition in einen guten Erste Hilfe Kurs, der nicht nur einen Einblick gibt, sondern umfassend informiert.