Der Hund als Kontaktvermittler
Jeder von uns hat das schon erlebt: Sobald wir unseren Hund dabei haben, sprechen uns häufiger Menschen an. Und dabei sind das nicht nur Hundehalter, sondern auch Menschen, die sonst an uns vorübergehen würden. Von «aah, Ihr Hund ist ja sehr jung/alt», bis «ooh, der sieht aus, wie mein Benno von früher» ist alles dabei. Oft sind es nur die ersten oberflächlichen Small Talk Sätze, die zu einem längeren Gespräch führen können.
Gerade in diesem Jahr, wo mein Oldie mehr Gassi «steht», als Gassi geht, erlebe ich immer wieder, das ich mit Leuten ins Gespräch komme. Ein Mann wollte wissen, ob ich meinen Hund wegen der Zecken bürste und ich habe mich später mit ihm über seinen Gemüsegarten unterhalten und darüber wie schön es ist zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen. Er hat mir weiterhin erzählt, dass er auch Hühner in seinem großen Garten hält, diese selbst schlachtet und von einer Bekannten dafür verachtet und als Tiermörder beschimpft wird. – Sie selbst kauft natürlich das billige Fleisch beim Discounter und isst vom Würstchen bis zum ganzen Ferkel wohl alles, was auf den Grill kommt. Es war eine interessante Unterhaltung und zuletzt durfte ich noch vom selbst gemachten Gemüse-Chutney probieren, dass er in einem kleinen Einmachglas dabei hatte.
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Wunderbar war auch eine längere Unterhaltung mit einem Hundehalter, der mit seinem Dackel des Weges kam. Erst sprachen wir über das Älterwerden von Hunden, bis wir uns schließlich über das Thema Wohnen mit Hund unterhielten und er mir sogar einen «Geheimtipp» für ein leer stehendes Haus geben konnte.
Ich habe so beim «Gassi stehen» meine Zeit verbracht und überlegte mir dabei, dass der Hund einer der wenigen Kontaktknüpfungspunkte am Tag für mich ist.
Im Alltag ist es ja oft so, dass wir von zu Hause direkt ins Auto und dann in die Arbeit (möglichst direkt vor die Tür 😉 fahren. In der Arbeit haben wir unsere Kollegen, Kunden etc. aber auch hier können wir nicht immer echte, ehrliche und offene Gespräche führen. Und selbst wenn wir uns dazu entschließen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren, dann haben wir höchstwahrscheinlich wieder ein Handy (im besten Fall vielleicht noch ein Buch) vor der Nase und die Ohren sind mit Musik verplompt.
So verschlossen fällt es nicht leicht miteinander ins Gespräch zu kommen oder neue Leute kennenzulernen. Erst neulich wartete ich auf die Ubahn und sah, wie ein Mädel die Menschen musterte und lange suchen musste, bis sie jemanden fand, der frei ansprechbar war, um nach dem Weg zu fragen. Verrückt ist die Welt!
Aus der Bubble in die Welt
Wenn du daran interessiert bist neue Menschen kennenzulernen, ohne dich überwinden zu müssen und gegen den inneren Schweinehund oder «Teufelchen»-Gedanken ankämpfen zu müssen, dann schnapp dir deinen Hund für einen Ausflug. Vielleicht kannst du mit deinem Hund im Park schon nette Kontakte knüpfen oder dich auf eine Bank in der Stadt setzen und beobachten, wie die Menschen auf deinen Hund reagieren. Meiner Erfahrung nach passiert immer irgend etwas, gerade in der Stadt. Das eine Mal «rettet» eine unsichere Mutti ihr Kleinkind, das gerade mit großen Augen auf meinen schwarzen Hund zuläuft, das andere Mal spricht mich ein Erwachsener an, der wissen möchte welche Rasse das ist.
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Manchmal bin ich schockiert von den Einschätzungen der Menschen, die sie über meinen Hund treffen, manchmal bin ich gerührt, zum Beispiel einmal als mir eine ältere Omi von ihrem Hund erzählte, den sie einst hatte. Beim Reden sah ich wie dabei die Liebe wieder hochsprudelte und dann die alten weisen Augen der Frau glasig wurden, weil der geliebte Hund nicht mehr da ist und sie ergänzte, dass sie sich selbst zu alt fühlte, um wieder einen Hund bei sich aufzunehmen.
Teilweise sehe ich die Reaktionen auch als einen Beweis dafür an, wie entfernt viele Menschen von der Natur sind. Da sitzt ein so ein kleines Hündchen an der Bank und manch einer geht staunend an ihm vorüber, als wäre mein Hund ein wildes Zootier.
Wenn du vorhast einmal so ein bewusstes «Stadt-Experiment» zu machen, dann überlege dir am besten vorab, ob du den direkten Kontakt zu deinem Hund zulassen wirst, oder nicht. Auch ohne Streichelei kann man sich mit den Menschen gut unterhalten, eventuell genau darüber, warum das so ist. Der Kontakt zu Tieren und der Natur ist vielen Menschen mittlerweile so fremd geworden, dass wir als Hundehalter vielleicht dem einen oder anderen die Brücke zur Natur bauen können und auch selbst in eine völlig andere Welt mit neuen Gesprächen und zu sehr interessanten Menschen finden können.
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